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Spielmannshansl-Kreuz

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In unserer Gegend lebte einst ein Spielmann namens Hansl, der wegen seines kunstvollen Geigenspieles weit und breit berühmt geworden war. Die Töne seiner Geige besaßen eine solche Macht, dass sein Spiel die Zuhörer zu bezaubern vermochte. Ob einer wollte oder nicht, er mußte das Tanzbein schwingen oder weinen, sobald die lustigen oder traurigen Weisen des Spielmannhansl erklangen. Der Hansl war ein guter Mensch, wurde er aber jähzornig, dann fürchteten ihn die Leute, so gerne sie ihn sonst hatten.
Eines Tages wanderte Hansl in Gesellschaft einiger Handwerksburschen gegen Stockerau. Weil er wortkarg blieb, vermeinten die Reisegefährten, einen Dummen vor sich zu haben. Sie begannen ihn zu necken. Er bleib aber die Antwort nicht schuldig. Unerwartet riß er jähzornig sein Messer aus dem Gürtel. Im nächsten Augenblick ertönte ein markerschütternder Schrei, und einer der Spaßmacher lag in seinem Blute tot zu den Füßen des Spielmanns. Mit einem Mal trat er einen Schritt zurück und schrie ganz entsetzt auf: "Was habe ich angerichtet?" Rasch war sein Zorn verflogen. Unglücklich und zerknirscht über die unselige Tat stellte sich Hansl in Stockerau dem Richter. Nach den harten Gesetzen dieser Zeit wurde er zum Tode verurteilt. An derselben Stelle sollte der Spielmann hingerichtet werden, an der er die Tat vollbracht hatte.
Wehmütig klagte das Armsünderglöcklein als Hansl seinen letzten Gang antrat. Eine Gnade hatte er sich vom Richter noch ausgebeten. Er wollte ein letztes Mal auf seiner geliebten Geige spielen. Die Bitte wurde ihm gewährt. So spielte der Hansl sein letztes Lied, so traurig, so mitleiderregend, dass alle Umstehenden ein tiefes Weh ergriff und sie sich der Tränen nicht erwehren konnten. Plötzlich änderte sich die Weise. Der Spielmann stimmte ein lustiges Stücklein an, so hinreißend schön, dass sich bald alles im Kreise drehte, der Richter, die Schöffen, der Henker und die Neugierigen. Hansl spielte ohne Unterlass. Das Tanzstück schien gar kein Ende zu haben. "Aufhören!" riefen die Tanzenden. Hansl hörte aber nicht auf sie und spielte weiter. "Er geigt uns zu Tode", schrien die Übermüdeten. Erst dann setzte der Spielmann den Bogen ab, als ihm der Richter das Leben schenkte. Aus Dankbarkeit und zur Sühne ließ der Spielmannshansl einige Zeit später auf dem Platze dieses Geschehens die Säule errichten.