Logo, Firmenname

Sie befinden sich hier: Home > Leben in Stockerau > Historisches > Sagen

Der habsüchtige Müller

Zu Leitzersbrunn in der Teufelsmühle, lebte vor langer Zeit ein Müller, der wegen seines Geizes weit und breit bekannt war. Diese Sage erzählt seine Geschichte:

Wenn Arme und Bedürftige an des geizigen Müllers Tür klopften und um ein Stückchen Brot baten, fing er erbärmlich zu schelten und zu fluchen an. War er besonders schlecht gelaunt, so hetzte er ihnen sogar seine Hunde auf den Hals.

So bösartig der Müller war, so hilfreich war seine Frau. Ohne Wissen ihres Mannes tat sie heimlich viel Gutes und beschenkte Bettler, die ihre Hilfe suchten.

Eines Tages wankte ein steinaltes Weiblein in den Mühlhof, bat um Einlass und um die Erlaubnis, die Nacht in der Mühle verbringen zu dürfen. Da es lang gewandert und davon hungrig geworden war, ersuchte es inständig um ein Stückchen Brot. “Meine Mühle ist keine Herberg’ für umherziehendes Gesindel, und zu verschenken habe ich nichts. Packt euch!“ Mit diesen Worten fertigte der Geizhals das arme Mütterchen ab, stieß es zur Tür hinaus und rief seinen Hund, dass er die alte Bettlerin aus dem Hause hetze. “So schnell geh’ ich nicht, Müller,“ wehrte die sich, “will ich dich vorher verfluchen will, dich und dein Haus“. Drohend hob sie ihre Rechte und fluchte so fürchterlich, dass selbst der Müller erschauderte. “Das Maß deiner Sünden ist voll, der Arm des Gerechten wird dich bald erreichen,“ schloss die unheimliche Fremde und verließ mit wankenden Schritten das Haus.

“Mein Gott, verhüte, dass die Worte der Alten Wahrheit werden. Ich will tausendfach gutmachen, was mein hartherziger Mann an seinen Mitmenschen gesündigt hat,“ betete die Müllerin, die den Ablauf des Geschehens im Hof durch das Fenster beobachtet und mitgehört hatte. Rasch holte sie einen Laib Weißbrot und ein Stück Selchfleisch aus der Küche, legte beides in einen Korb und lief der Alten nach, um sie mit dieser Gabe zu versöhnen. Als sie durch das Hintertürchen ins Freie wollte, trat ihr Mann entgegen und versperrte ihr den Weg. “Endlich habe ich dich ertappt!“ schrei er sie wütend an. “Sofort gehst du ins Haus zurück oder ich jage dich mit der Alten zum Teufel!“ polterte er.

“Juch-juch, Hi-hi-hi“ – ein Höllenlärm schnitt dem zürnenden Müller die Rede ab. Der Boden öffnete sich, und aus feurigem Schlund entstieg der Teufel. Er packte den Geizhals, lud ihn auf den Rücken und entführte ihn, während ein Brausen begann, in die Lüfte, wo er ihn zerriss. Dazu lachte er laut und höhnisch.

Zur Erinnerung an diesen traurigen Tag ließ die Müllerin am Wege von Leitzersbrunn nach Wiesen, eo sechs Körperteile des unglücklichen Müllers gefunden wurden, sechs Bildstöcke errichten.